zoo muzique
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saarbrucker zeitung - 15.februar 2000

Alptraum? Aber nein, ein amüsanter Zoo!

Forbacher Theater "Le Carreau" bringt den "Zoo muzique"
von Rebotier auf die Saarlouiser Bühne

Das Forbacher Theater "Le Carreau" beendet sein Festival "Mars attaque" in Saarlouis : Mit einer Party und dem Musik-Theater-Spektakel "Zoo muzique". Das Stück begeisterte jetz in Nancy.

Nancy , Théâtre de la Manufacture, ein fantastisches Spektakel in dunkler Höhle. Als besuche man im Traum das Innere seines eigenen träumenden Hirns. So ungefähr mag man sich vorstellen, dass das Hirn Eindrücke verarbeitet, die wir tagsüber nicht verstanden haben. Oder befinden wir uns auf einer Art Mittelalter-Markt? Kleine Stände im Dunkeln mit ein wenig seltsamen Gestalten, die merkwürdige Instrumente spielen? Wäre da nicht ein Wecker, wären da nicht die kleinen Säulen mit völlig absurden Video-Clips. Doch Traum, Alptraum? Lauter kleine Käfige, hinten klagt kerzzerreißend eine junge Frau: "Ich bin hier für niemanden". Später knipst die das matte Leuchtschild mit der Nummer ihres Käfigs aus und schweigt. Irgendwann fängt sie wieder an, zu wehklagen, dieselben Worte, dieselben Gesten. In einem anderen Käfig ist derweil ein Fahrad auf Strohboden aufgebockt. Ein man tritt die Pedale und verfolgt eines dieser stumpfsinningen Videos. Das Vehikel würde auch bei Tage nicht rollen - seine beiden Räder sind viereckig. Dafür fiedelt er auf einer winzigen Geige. Alptraum? All diese Klagelaute aus Instrumenten und Kelhen. Merkwürdig nur: Niemanden gruselt es. Später klingelt ein Wecker, leeren sich die Käfige, die Insassen bilden ein Orchester auf der bühne nebenan. Musik und ein absurder Dialog, da lacht das Publikum. Also doch kein Alptraum. Was auch immer es ist - "so viel est sicher, ich habe keine lust, das Publikum zu langweilen", sagt der Schrifsteller, Komponist und Regiseur Jacques Rebotier der Presse in Nancy. Er selbst nennt es "Zoo muzique", das Musiktheater, das er auf die Bühne bringt. Bühne stimmt nicht ganz: 20 Käfige sind verstreut in schwarzen Gänge des Theater, und das verwunderte Publikum bewegt sich frei in diesem Zoo. Könnte die "Tiere" berühren, sie ansprechen, aber neimand versucht es. Lediglich mit irhen Augen verraten die Darsteller von Rebotiers Truppe "voQue", dass sie Vergnügen haben, auch am Publikum. Man erwischt sich beim Gaffen in diese seltsamen Käfige. Jeder bleibt stehen, wo er mag, wenn ihn ein Laut, ein Gesicht, ein aufgehängter kleiner Pfefferstreuer zum Halten anregt. Es dauert eine Weile, bis sich die gespannten Mienen entspannen , bis in die Gesichter geschrieben steht: Was auch kommt, niemand erwartet an diesem Abend wirklich noch einen Alptraum. Das Ganze wird amüsant. "Mein erstes Ziel ist die Belustigung", sagt Rebotier auch. "Brèves" nennt er die Mini-Monologe der Gestalten in den Käfigen. Kleine Textstücke, jedes steht für sich. "Zoo muzique" lief jetz in Nancy, und es kommt am Freitag, 17. März, ins Tgeater am Ring in Saarlouis.Rebotier selbst ist ein Frankreich anerkanter Autor. Das "Theater am Ring" hat er sich vergangenes Jahr angeschaut, er hat mit Saarlouisen gesprochen: Um sich inspirieren zu lassen für seine Sprachspiele. "Frontieère-Frontière" heißt das Ergebnis. Es soll eine poetische Partitur werden, wie im "Zoo muzique" mischen sich Sprache und Musik. Das neue Stück aber mischt nochmals: Deutsch und Französisch, das Stück wird von den Sinn-Strudeln wörtlicher Übersetzungen leben. Uraufführung: auch in Saarlouis, am 16. Mai.
"Zoo muzique" kommt auf Französich nach Saarlouis. Wer's nicht versteht- macht nichts. Der Wortsinn ist nur einer von vielen, das unmittelbare sinnliche Vergnügen ist er eh stärker. Die Klänge zuweilen exotischer Instrumente wie Alphörner, Stimmlagen, Gesten, Mimik, der Rythmus des Gesprochenen - man würde ohnehin nicht wirklich auf den Sinn des Gestagen hören. Und bevor man sich seiner Verwirrung bewusst wird, ist der "Zoo" wieder geschlossen.

JOHANNES WERRES